S01 E09 – nichts im bunker

KIRCHE. abend, ende

NICHTS IM BUNKER

eine kirche. direkt in der mitte (altar) steht ein schlagzeuger, der irgendwas spielt. daneben JENNY, die hauptwörter sagt. sie sagt den ganzen abend lang hauptwörter (z.b. bunker haus toast regel stadt spaß angst team schalgezug gitarre getrönk qualität platz spiel kompetenz wert persönlichkeit arbeit willen phase schritt tankstelle bühne wort satz text leben auto straße wirklichkeit traum schlaf frühstück) ohne pause, die man immer hört, wenn musik pause hat. auch die orgel spielt. (und die ganzen anderen musiker). die zuschauer werden auf einen balkon geführt, wo der organist sitzt. nachdem alle oben sind, verstummen orgel und schlagzeug. der organist dreht sich zum publikum. es ist die architektin.

ARCHITEKTIN

guten abend. ich habe gerade die einleitung geschrieben, und ich würde sie jetzt gerne vorlesen: jetzt also ist es soweit. das ende. ich möchte daher diese gelegenheit nutzen, mich bei meiner familie zu bedanken: meinen eltern elisabeth und viktor grundhammer, die mich am anfang wahnsinnig unterstützt haben, und meinem ex-mann phillip kliffhenger, der mir immer wieder tee gekocht hat, ohne in erscheinung zu treten.

ich möchte die gelegenheit aber auch nutzen, um einige dinge klarzustellen, die vielleicht im laufe der arbeit etwas im unklaren geblieben sein mögen. ich habe mir diese arbeit nicht ausgesucht. wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich eine ganz normale dissertation über “den mensch im europäischen stadtraum” geschrieben, und ich hatte damit auch begonnen, wenn ich ganz ehrlich bin war ich damit sogar schon sehr weit fortgeschritten.

und: ja, wenn mir ein gutes ende eingefallen wäre, dann würde ich heute nicht hier sitzen. und sie auch auch nicht.

ich möchte natürlich vor allem dem mann im leopardenfellmantel danken. bevor der mann im leopardenfellmantel nach graz kam, hatte ich das gefühl, das gesamte institut für architektur, die ganze uni eigentlich, gleicht sich immer mehr dem rest der gesellschaft an: es gibt keinen raum mehr für visionen, es geht nur noch darum, funktionale und schnelle lösungen zu finden, ohne dass wir überhaupt wissen, was das problem wirklich ist. aber wenn die häuser, so wie sie momentan in der stadt herumstehen, die lösung sind, dann möchte ich lieber das problem wieder haben. aber dann kam der mann mit dem leopardenfellmantel und er hat mich schon in seiner ersten vorlesung ermuntert, nicht aufzugeben und es nochmal zu versuchen. eine DISS muss nicht unbedingt eine trockene abhandlung mit einem klar gesetzten ende sein, es kann auch ein stück realität unter der erde sein, ein modell einer zukunft in einem seriellen format, mit echten menschen drinnen, die da unten leben. das waren seine worte, und so hat der BUNKER begonnen. und ich habe von ihm jede erdenkliche hilfe erfahren. er hat dafür gesorgt, dass in meinem modell, während es entstanden ist, dialoge mit echten menschen, die da gelebt haben, passiert sind. dialoge sind für architektur wahnsinnig wichtig, es geht ja um menschen. und er hat sich um alles gekümmert. und damit bin ich schon am letzten punkt dieser einleitung: ich möchte mich bei jenny und den anderen im bunker bedanken und ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich euch nicht gesagt habe, dass ihr euch einen modell befindet, das gleichzeitig meine dissertation am institut für architektur ist. das hätte ganz eindeutig die versuchsanordnungen zerstört. ich weiß ja nicht genau, wo ihr herkommt, aber der mann im leopardenfellmantel hat mir versichert, dass ihr keine bleibenden schäden davon tragen werdet, wenn ich mich an die regeln halte und es diesmal schaffe, ein richtiges ende zu finden. ja. und ich denke, dass das ende, das ich mir für jenny im bunker ausgedacht habe, keine fragen offen lassen wird. und deshalb sage ich ganz offen: auch wenn man es mir nicht anmerkt, ich freu mich wahnsinnig drauf. ich habe seit februar 2013 in jeder einzelnen pause vom modellbauen an diesen moment gedacht, wenn ich endlich aufhören kann, dieses spiel zu spielen. wenn ich nicht mehr diese zufällig im bunker gelandete architektin spielen muss, sondern wenn wir uns nur noch als wir selbst gegenüber treten. dann gehen wir vielleicht raus was trinken, oder so.

tina kommt nach oben gelaufen. sie ist außer atem.

TINA

was machen sie hier?

ARCHITEKTIN

ich stelle ein paar dinge klar!

TINA

sind sie sich sicher, dass sie nicht alles noch viel unklarer machen, als es ohnehin schon ist?

ARCHITEKTIN

im gegenteil.

TINA

wie auch immer, ich muss ihnen was sagen:

ARCHITEKTIN

bitte.

TINA

es fällt mir aber wahnsinnig schwer! vor allem, eigentlich muss ich es auch jenny sagen! und dem schlagzeuger! und der ganzen welt!

ARCHITEKTIN

muss das jetzt sein?

TINA

ja klar. wenn ich das jetzt nicht sagen, versteht doch niemand das ende!

ARCHITEKTIN

na gut, dann sagen sies schnell.

TINA

das ist schwierig… ich kann das hier nicht… es müssten vielleicht alle nach unten…

ARCHITEKTIN

wie nach unten?

TINA

ja genau! ich brauche ein bisschen raum und distanz um zu sagen, was ich zu sagen habe. ich fühle mich bereit dafür!

ARCHITEKTIN

also ich fühle mich bereit, jetzt das ende einzuleiten.

TINA

leiten sie ein! aber geben sie mir zeit, bitte!

während die architektin wild orgel spielt, nimmt tina eine*n zuschauer*in nach dem anderen an die hand, führt in nach unten und sagt ihm/ihr folgendes:

TINA

(okay, also ich werde jetzt eine szene spielen, die ich mit meinem freund gemeinsam geschrieben habe, oder: jetzt, nach diesem abend eigentlich: EXFREUND, wir haben die geschrieben, weil wir gemerkt haben, dass wir ein richtig gutes ende brauchen für unsere beziehung, und die würde ich jetzt gerne spielen, wenn das okay ist. sie sollen bitte sich einfach hinsetzen zu den anderen, sie können inzwischen das lied lesen und auswendig lernen, ich strenge mich wahnsinnig an, aber bitte: TUN SIES, das ende kommt gleich!)

das konzert ist zu ende. tina geht, nachdem sie den letzten zuschauer nach unten gebracht hat, wieder oben.

TINA

(von oben, wie immer ab jetzt)

geht’s jetzt?

TOD

ja.

TINA

gut, also-

TOD

nein, wart kurz! wir hören erst den beitrag den beitrag der zweite liga für kunst und kultur.

TINA

warum?

TOD

weil das sehr wichtig ist! das ist nämlich die eigentliche geschichte!

TINA

aber-

TOD

wart bitte ganz kurz, tina.

JONX CHRISSI KLAUS BARBARA kommen aus den reihen. man stellt sich nach vorn und spricht wort für wort.

LIGA

wir waren ein team. wir haben eine tankstelle betrieben und außerdem illegal kleintiere vercheckt/verkauft/importiert/geschmuggelt.
wir haben langsam gemerkt: es passiert etwas eigenartiges. mit den kleintieren und mit uns. und mit der tankstelle. aber eigentlich: vor allem mit jenny. sie wurde komisch. sie kam nicht mehr regelmäßig. zur arbeit. darüber hinaus wurden ihre haare weiß gott sehr schnell hell. wie auch immer. wir haben dann mit nichten verzweifelte maßnahmen ergriffen sondern wir haben uns gedanken gemacht was wir anstellen müssen um sie wieder normal zu machen, damit das geschäft und jenny wieder funktionieren. eines tages war es wieder problematisch: jenny war so komisch, und dann gab es diesen KUNDEN, der in der tankstelle aufgetaucht ist, und davon abgesehen auch sehr verständnisvolle worte für die situation gefunden hat. er wollte uns helfen. mit den kleintieren und mit jenny. er hat uns ein programm vorgeschlagen, das alle probleme die es mit jenny gibt mit einem mal lösen würde: eine art neue therapie. jenny würde für 9 monate in einem BUNKER verschwinden und dort ihrer situation in ruhe reflektieren ohne dass die reflexion sofort wieder ARBEIT sein müsste. alles was wir tun müssten, wäre, jenny dazu zu bringen, am 14.februar in die kombüse gehen zu lassen, wo sie dann verschwinden würde. nachdem sie verschwunden ist, haben wir angst bekommen: hatte der mann mit dem leopardenfellmantel uns verarscht? wir hatten immerhin dreihundert tausend euro dafür bezahlt, dass alles wieder so wäre wie vorher. also haben wir ihn angerufen. und dann durften wir JENNY besuchen. das war im mai 2014. wir mussten unsere augen schließen und wurden an einen unbekannten ort gebracht. mit vielen ebenen. wir durften jenny nicht ansprechen, aber wir konnten uns davon überzeugen, dass sie halbwegs okay war. das war schön. dann wurde uns gesagt, dass wir wieder gehen müssen, und dass wir uns auf keinen fall zu erkennen geben dürfen. wir durften jenny nicht sagen, wer wir wirklich sind. wir mussten ROLLEN spielen. wir mussten ein teil von jennys innenleben sein. es war eine art familienaufstellung. leider haben wir dabei ein bisschen die orientierung verloren. so dass wir vergessen haben, wer wir vorher waren: namen, adressen, geburtsdaten und berufe. jetzt haben wir keine ahnung mehr und hoffen, dass jenny bald wieder bei sich ist und uns sagen kann, wer wir sind. das wird heute passieren. wir freuen uns wahnsinnig drauf und werden alles dafür tun, das alles zu einem guten ende zu führen.JETZT/ SOFORT/ LOS/ BITTE!

die (rest)liga verteilt sich im raum…

KLAUSDIETER

…ja. und damit, meine damen und herren, sind wir auch schon fast am ende. sie haben, wie ich denke, alles notwendige gehört, die geschichte des bunkers, die meisten von ihnen werden sie ohnehin kennen, und wir sind jetzt alles sehr gespannt, wie JENNY dieses ende aufnehmen wird, der mann im leopardenfelmantel wird ja persönlich kommen und es durchführen, soviel darf ich verraten, jenny wird eingehen, und zwar in die geschichte, und damit wird sie ihr ende einnehmen, die geschichte nämlich, in die wir uns einschreiben, und das ist die schlechte nachricht die wir überbringen: die einschreibe frist ist inzwischen abgelaufen, die geschichte wird inzwischen bereits gebunden, ich persönlich bin wahnsinnig gespannt auf das ende der geschichte, auf das wir schon so lange warten, während wir hier eine übrig gebliebene öffentlichkeit sehen, die natürlich mittlerweile zu einer horde von zuschauer*innen degradiert worden ist, wie auch immer, wir sehen hier auch die hauptfigur selbst, jenny, mit der ich heute übrigens noch die gelegenheit hatte, zu frühstücken, sie hat mir erzählt sie ist natürlich auf alle eventualitäten vorbereitet, sie hat zur sicherheit noch einmal eine survivaltrainingseinheit absolviert mit einem wirklichkeits schicksals-simulator, weil sie auch weiß: das schicksal ist einer der schwierigsten gegner, auf den man treffen kann. während sich das auditorium langsam mit erwartungen füllt, vielleicht nur noch soviel: jenny weiß natürlich dass es nach diesem ende keine tankstelle, keine ausbildungsplätze, keine supermärkte und keine kleintiere mehr geben wird. ganz kurz zum ablauf: jenny ist direkt aus dem bunkersozialraum hierhergekommen, wo sie –

TINA

das ist vollkommen unverständlich!

JENNY

tina was machst du da???

KLAUSDIETER

das war jetzt nicht geplant….

TINA

jenny ich muss dir unbedingt eine szene machen! sonst macht das alles keinen sinn!

JENNY

was denn für eine szene?

TINA

jetzt hör doch mal zu!

JENNY

aber ich muss mich jetzt auf meinen schluss konzentrieren!

TINA

aber deswegen musst dus ja hören!

JENNY

tina ich bin mir nicht sicher ob das so relevant ist!

TINA

doch, weil es privat ist! und das ist der grund für das alles!

JENNY

der grund ist privat?

TINA

ja, der ganze grund für diesen bunker ist privat, das wollte ich dir doch schon seit mai 2013 sagen, aber du hörst mir ja nie zu!

JENNY

seit wann?

TINA

das ist ein bisschen kompliziert! der wurde von der unsichtbaren öffentlichen hand an einen investor verkauft und dessen sohn ist mein ex. und ich kann mit dem einfach nicht schluss machen und deswegen haben wir diesen bunker aufgestellt, um endlich richtig schluss zu machen!

JENNY

ich versteh nur bahnhof!

TINA

ja aber der bahnhof ist auch privat! und unterhalb ist der bunker! und da befinden wir uns jetzt! auch der kopierer! und jetzt hör endlich zu!

JENNY

okay…

KRISPEL

übrigens: kann ich jetzt das konzert spielen?

JENNY

welches konzert?

KRISPEL

naja das konzert…

sie spielen ein konzert

TINA

wars das jetzt?

KRISPEL

ja. das war das ende.

TINA

nein!

KRISPEL

okay…

sie spielen noch ein konzert.

TINA

okay, dann würd ich jetzt gern-

KLAUSDIETER

so, nachdem wir jetzt ein ende gesehen haben, laufen die vorbereitungen für jennys ende auf hochtouren. wir zeigen jetzt einen kurzen film über die zeit, die jenny im bunker verbracht hat-

TINA

aber man versteht das nicht, wenn-

KLAUSDIETER

ruhe bitte!

TOD

film ab!

wir sehen ein film über alles.

TOD

wir singen jetzt gemeinsam das lied: es wird schon bunker.

lied (alle gemeinsam)

ALLE

es wird schon gleich bunker,
es kommt schon der tag,
ich setz mich zu dir her,
weil ich dich so mag

wir spielen zum hardcore sound
den bunker wo wir
uns langsam vergessen,
und trinken ein bier

wir schau’n auf den bunker
und wollen nicht mehr weg
das leben da unten
hat nur einen zweck:

überleben in der kri-ise
im stress, in der angst
weil bunker wie diese,
findest du, wennst anfangst

aufzugeben, überleben,
geh nicht raus, bleibt zuhaus…

das ist nur ein kleiner song,
er bleibt ohne sinn
der bunker ist überall
und wir bleiben drin

wir hören jetzt zum singen auf
und finden ein end’
wir sind kein gesellschaftsmodell, wir sind eine band…

KLAUSDIETER

so… und jetzt, während die hühner, wie ich gehört habe, schon geschlachtet sind und die schokolade ihre schmelztemperatur erreicht hat, sehen wir jetzt noch einen beitrag der laientheatergruppe “die bunkervögel”. ein humoristischer beitrag über das leben im bunker.

BEITRAG VON ZWEITE LIGA: INCLUDING LANGER GEFÜHLVOLLER MONOLOG ÜBER BORE-OUT/ KLEINTIERE/ BESCHIMPFUNGEN AM BODEN/… DIE GRUPPE STREITET SICH IMMER ZWISCHENDRUCH… KLAUSDIETER KOMMENTIERT ES…dann:

TOD

so. wir sind jetzt kurz vor dem ende. ich möchte jetzt alle bitten, an ein einrichtungshaus zu denken. dieses einrichtungshaus hat eine tür, die nur fürs personal bestimmt ist. dann bitte ich alle, sich vorzustellen, das sie zum personal gehören. dann bitte ich alle, sich vorzustellen, dass das einrichtungshaus auf einem planeten steht, der hauptsächlich aus wasser besteht und dem langsam die gute musik ausgeht, und der darüberhinaus in der krise ist. und mit diesem gedanken bitte ich alle, die folgende musik anzuhören.

kurze musiknummer.

TOD

…normalerweise würde ich jetzt eine geschichte übers sterben erzählen. aber heute würde ich gerne eine andere geschichte erzählen. sie werden sich sicher fragen, warum ich im körper eines schlagzeugers bin.

TINA

(schnell und streberhaft)

weil im körper vom schlagzeuger am wenigsten lärm ist und weil du wert auf eine ruhige umgebung legst! weil der körper von einem schlagzeuger wie eine schallschutzmauer funktioniert die man um eine stadt herum baut damit niemand merkt wie drinnen an der abschaffung von so sachen gerbeitet wird!

TOD

erstens was für sachen und zweitens woher weißt du das????

TINA

erstens: soziale unruhen, gute cafés, programmkinos, leidenschaft auf grünflächen, entspannte schöne gespräche zwischen kolleg*innen, vorhersehbare biografien, hobbies, kleine pferde im stadtgebiet, zweitens: sag ich dir später. kann ich jetzt bitte meine szene machen?

TOD

ja dann mach halt!!!!!

TINA

schau her! ich liebe dich doch noch immer, mein bunker! du musst doch merken, wie stark meine gefühle sind, wenn ich sie spiele! und nur dann! wenn ich sie nicht spiele, sind sie nicht stark. das wollte ich als erstes sagen, oder besser: gefühlvoll rufen! ich wollte dich loslassen! ich wollte damit aufhören, immer an dich zu denken, wenn irgendetwas in meinem leben nicht funktioniert: eine bewerbung, ein wiener schnitzel, eine party, ein konzept für eine serie, ein one-night stand: immer funktioniert etwas nicht und dann muss ich an dich denken! und manchmal, ja manchmal kommt mir das ganz schrecklich vor: dass sich alles, was sich in meinem leben /und mein leben ist ganz nah dran an der gesellschaft und hat unglaublich viele verschiedene farben und akteur*innen die sich immer nie einigen können, welches problem gerade dringend gelöst werden muss/ -in meinem leben auf dich konzentriert und alle farben zusammenfließen und nur mehr hardcore sehnsucht rauskommt, das ist schrecklich, das ist ein bisschen der faschismus in mir, aber den muss ich aushalten, diesen führerkult, und die sehnsucht ist dann halt der führer, und die sehnsucht flüchtet sich irgendwann in diesen führerbunker weil sie keinen anderen weg kennt, aufzuhören, und ich weiß auch kein besseres ende als ein ende im bunker, sonst wird das alles zu unübersichtlich, oder? wo war ich? ich war bei dir und ich hab gewusst, dass ich mich trennen muss von dir, und du hast das auch gewusst, wir mussten es nur umsetzen!

JENNY

ich sitze in einer kirche mit einem glas wein und ich setze mich um und trenne glas von rest. und der rest bin dann ich…

TINA

… da hörst du es. in diesem bunker ist es so eng, dass jenny immer glaubt ich spreche mit ihr dabi spreche ich ja mit dir. und jenny bereitet sich auf das ende vor, dass wir für sie vorgesehen haben. auch wenn es eigentlich verboten ist: wir sind hier in einer kirche und es wird schon niemand uns anzeigen. jedenfalls ist es vorbei und ich wollte dir sagen dass es gut war, dass wir das alles aufgezogen haben: auch wenn wir dafür wahnsinnig viele menschen anlügen mussten. ich habe ja am anfang gedacht, dass unsere beziehung für mich sowas ist wie eine top-ausbildung in ganz vielen verschiedenen bereichen mit der ich danach überall unterkommen kann. aber dann hab ich gemerkt dass das eine ausbildung ist die ich einfach nicht abschließen kann weil alles nach deiner haut und deinem leopardenfellmantel riecht! aber der bunker den wir gemeinsam gebaut haben, um endlich voneinander loszukommen, der ist diese ausbildung gewesen! und ich bin dir wahnsinnig dankbar dass du so ein erfolgloser jungfilmemacher bist der es irgendwie geschafft hat, jenny und die architektin und den schlagzeuger und die anderen nasen dazu zu bringen, so lange unter der erde zu sein und das spiel mitzuspielen bis ich selbst so klar sehe. ich seh jetzt nämlich klar, ich weiß, dass nach diesem ende, das jenny jetzt dann gleich durchlebt, alles wieder so ist wie vorher. es ist als hätten wir uns nie gekannt. es wird genau so sein, wie es war, bevor unsere krise angefangen hat!JA! SO WIRD ES SEIN! VOLL SCHÖN!
…jenny?

hats dir gefallen?

JENNY

naja geht so. du hast mir gerade gesagt, dass du das alles inszeniert hast, um von deinem typen loszukommen, und dass ich nur eine marionette war.

TINA

ja genau. und: gefällts dir?

JENNY

ich finde das wahnsinnig selbstverliebt und auch ein bisschen arrogant.

TINA

ja klar, isses ja auch. aber: gefällts dir?

JENNY

was?

TINA

naja, die ganze szene.

KLAUSDIETER

…während wir jetzt noch ein paar gespielte szene zwischen den resten von jenny und tina sehen, wird hinter den kulissen heftig gearbeitet: es sind mittlerweile auch der bundeskanzler, der papst, der könig von doomschland und der star-schauspieler sigi nagl eingetroffen, den die älteren unter uns sicher noch als bürgermeisterdarsteller in erinnerung haben werden, eingetroffen, und sie alle warten in diesem moment im hinterzimmer, mit jeweils einem molotow-cocktail in der hand, auf den anfang vom ende, wir werden jetzt vielleicht kurz dorthin schalten und…

ich höre jetzt von der regie, dass das nicht möglich ist, und wir…

ja, meine damen und herren, ich unterbreche meine (zugegeben sehr feierliche) stimmung für eine nicht ganz harmlose mitteilung, die uns alle etwas nachdenklich machen sollte: wir haben von berufener stelle soeben die nachricht bekommen, dass sich ein schädliches element unters volk gemischt hat. es gibt, und ich sage das nicht gerne, in diesem raum, jemanden, der gefährliche gedanken hegt… wenn ihre gedanken harmlos sind, dann haben sie jetzt absolut nichts zu befürchten, während akribisch versucht wird, die entscheidende stelle zu finden und unschädlich zu machen. ich darf an dieser stelle an ihre niedrigen instinkte apellieren: wir sind in gefahr!

musik & parnanoia!

KLAUSDIETER

ja meine damen und herren. wie ich höre, haben sie nicht ausreichend mitgeholfen, den raum von nennen wir es mal: schädlingen zu reinigen… das muss leider dazu führen dass die sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden. das heißt zwischen dem volkskörper, wenn man das heutzutage noch sagen darf, und der wirklichkeit, wenn man das noch so sagen darf, muss eine barriere aufgebaut werden, das heißt, wir werden jetzt das ende selbst nicht live zeigen können, es wird stattdessen ins hinterzimmer verlegt, von wo eine live-übertragung aufgebaut wurde, die jetzt, wie ich denke, stehen sollte, und bis es soweit ist, hören wir noch einen beitrag der flötengruppe bungulaszi , der den titel „der bunker ist aus paprika” trägt..

kurzer musikbeitrag

KLAUSDIETER

ja… das hat mir persönlich jetzt nicht so gut gefallen. das macht aber nichts, denn wir sehen jetzt live: das ende:

wir sehen jenny aufstehen, in das hinterzimmer gehen. IM HINTERZIMMRER: jenny allein. jennys gesicht. jennys gesicht sieht etwas (zum beispiel ein kabel). wir sehen jennys gesicht. dann:

TO BE CONTINTUED IN 2014.

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