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3. (sein als ob wir nicht wären)
so.
so das wars jetzt erstmal.
das wärs jetzt erst mal gewesen.
es ist vorbei.
wir gehen jetzt hoch.
ich lass das jetzt mal einfach im raum stehen. ich denke: es sind fragen offen geblieben, gerade was die spiele betrifft die wir in den raum gestellt haben, aber die lassen wir jetzt auch mal im raum stehen, die passen auch gut zu diesem raum, zu diesem bunker, und wir können die jetzt ja nicht in luft auflösen, aber okay: ich weiß dass wir sie auflösen müssen, also wenn es das erst mal wirklich war, dann muss jetzt natürlich eine auflösung her bevor sich das hier auflöst und die band und die gruppe sich auflösen und nicht wissen wie:
wir haben immer gedacht, es wird wahnsinnig schwierig reinzukommen in diesen bunker. und es wird verdammt kompliziert rauszufinden wer warum in diesem bunker ist. weil es natürlich nicht so viele bunker geben kann wie es bands und zuschauer*innen gibt bzw. menschen überhaupt. und jetzt, kurz vor unserer auflösung kommen wir drauf dass es gar nie drum ging, wer warum da reingeht sondern dass es um die frage ging, wer wieder nach oben steigt am ende.
ich denke ich konnte das jetzt nicht deutlich machen, aber wir können uns im anschluss an diesen bunker gerne unterhalten. dieser anschluss ist aber noch nicht vollzogen, deswegen kurz und knapp: wir würden jetzt gerne hochgehen und wir können ein paar von euch mit hochgehen lassen während der rest bitte wieder runter zum anfang geht.
das hat ein nachspiel.
3.b
ich persönlich würde gerne
persönlich werden
persönliches zu meiner person sagen
und zu meinen anderen personen
die in meiner begleitband spielen in diesem bunker
und das seit mittlerweile mindestens 10 minuten oder viel mehr
ich kann mich nicht mehr hundertprozentig erinnern
ich weiß nur:
wir sind immer noch am produzieren und wenn ich noch was zu meiner person sagen darf:
ich habe dich wirklich sehr gern
und damit wären schon wieder beim heiraten
ich wollte ja bei meiner hochzeit schon was zu meiner person sagen
das ist damals aber nicht passiert weil mir nicht klar war, was der zweck davon war
also nicht nur von dieser bunkerhochzeitsparty
von der ich immer noch nicht weiß wer eigentlich mit wem
sondern von dem bunker insgesamt
ich habe es immer für möglich gehalten dass ich und dieser bunker
und die tatsache dass ich seit einigen jahren mit euch und mit meiner begleitband in der begleitband unter der erde lebe und nie öffentlich spiele außer unter der erde
ein kleiner fehler ist
das alles also habe ich für einen möglichen fehler der natur gehalten
die natur macht ja immer wieder fehler
zum beispiel rot-grün blindheit
und die ist auch einfach nicht wegzukriegen
und die hat keinen evolutionären zweck! zumindest habe ich keinen rausgefunden, bis jetzt, aber jetzt kommw ich wieder zu mir und meiner person und meinem bunker
den ich mir ohne meine anwesenheit gar nicht mehr vorstellen kann:
der bunker ist eine übung.
ich und meine band und die abende und die tage und die nächte während draußen eine katastrophe die erde unbespielbar gemacht hat sind ein trainingsgelände für die zeit danach wenn musik und dementsprechend tanzabende also auch familiengründungen liebesbeweise kunstausstellungen theater vorstellungen wieder möglich sind
jemand hat vor kurzem sowas über homosexuelle delfine gesagt in einer dieser wahnsinnig spannenden diskussionen die im bunker über gesellschaftliche normen geführt werden, und über natur und schöpfung und so und irgendwann kommen wir im bunker dann immer zu dem punkt wo wir über die homosexualität der delfine reden.
der naturforscher,
der fest dran glauben muss dass alles einen sinn hat, also einen zweck, und der deswegen auch die ganze zeit nach dem zweck dieser musik fragt und dieser ganzen serie von geschichten überhaupt, der mich übrigens auch gestern nach dem auftritt gefragt hat ob wir es überhaupt selbst wissen was der bunker ist beziehungsweise wo er hingehen soll weil er so fest davon überzeugt dass immer vorher eine richtung fest steht bevor ein bunker gebaut wird und ein instrument in die hand genommen wird, weil für ihn alles ein instrument ist, wir sind für den auch nur instrumente, instrumente die natürlich für irgendwas verwendet werden, dieser instrumentell interessierte und musisch interessierte naturforscher jedenfalls hat davon geredet dass die delfine homosexualität praktizieren um erstens nicht aus der übung zu kommen, zweitens um gewisse bewegungen zu trainieren die sie dann im ernstfall beherrschen müssen wenn sie mit einem heterosexuellen akt beschäftigt sind wo alles sofort funktionieren muss
zu diesem akt muss es aber dafür gar nicht unbedingt kommen
zum schluss hat dieser naturforscher noch gemeint dass sich diese akte ja ständig verändern also auch die heteroakte verändern sich ständig, nicht nur die kunst sondern auch der sex unterliegen einer ständigen evoution und die homosexuellen akte sind so etwas wie die forschungsabteilung beziehungsweise avantgarde, sie verhalten sich also zu den fortpflanzungsakten wie die grundlagenforschung zur industrie, stichwort stahlabbau, innovationsvorsprung, europäische förderinitiative, projektantrag.
das letzte mit dem projektantrag hat er dann auch noch gesagt aber da hatte er schon längt den bezug zum thema verloren, das war dann nur noch bunkerkonversation,
also in gewissem sinn auch wieder training,
aber das war sehr gut, dass wir uns da so gut unterhalten haben,
ich und der naturforscher, weil mir das den zweck sowohl meiner eigenen hochzeit als auch des bunkers insgesamt und des unterhaltungsprogramms klar gemacht hat:
hier im bunker wird der ernstfall geprobt.
wir wissen ja nicht worauf wir noch bauen können wenn wir wieder draußen sind. die annahme dass wir uns selbst unterhalten müssen ist nicht abwegig
immerhin könnte es sein dass wir die einzigen überlebenden sind und dann völlig neue wege einschlagen können
beziehungweise die evolution sanft in ein paar neue richtungen lenken,
wir haben dafür mutation und selektion zur verfügung und natürlich unsere instrumente und die songs die wir bis dahin geschrieben haben werden in denen übrigens geschichten drinstecken
oder besser gesagt: herumschwirren, die wabern innerhalb der songs herum und in den pausen in denen wir uns unterhalten
was ich in letzter zeit mit dem naturforscher geübt habe, außerdem noch mit einigen experimentellen musikerinnen, mit funktionären der kpö graz die eine anarchistische lesung absolviert haben und mehreren schauspieler*innen, da wabern überall geschichten drinnen herum und in dem moment wo wir wieder an die frische luft kommen
das ist vergleichbar mit dem moment wo wir aufwachen und kopfweh haben noch so einer nacht wie der letzen
gerinnen die dann zu mythen.
wie ein spermium in einem reagenzglas zucken diese geschichten jetzt noch herum durch die nacht und durch unsere körper durch und durch die unterhaltungen und die begleitprogramme und wir können die jetzt noch gar nicht fassen
die gerinnen dann aber sofort wenn sie an die frische luft kommen
deshalb ist das thema der unterhaltung wichtiger als es sich jetzt hier unten anfühlt,
momentan fühlt es sich ja an als könnte es wurst sein,
wurst worüber wir plaudern und mit welchen themen wir uns anziehen weil wir ja eigentlich nur eine basis brauchen auf der wir das musikprogramm zu einem unterhaltungsprogramm machen können damit wir uns abheben von anderen bands in anderen bunkers, wenn es wirklich andere bunker gibt, diese frage haben wir ja immer noch nicht geklärt, weil wir immer noch damit rechnen müssen, dass die besucher*innen die wir vor ein paar monaten empfangen haben als wir zum ersten mai übers heiraten gesprochen haben, nur eingebildete freunde waren die sich die ganze zeit in unserem bunker versteckt haben, also parasiten die wir selber erschaffen haben damit uns irgendjemand auf die nerven geht weil wir es nicht mehr die ganze zeit selber tun wollen weil wir nicht wahnsinnig werden wollen wenn wir uns die ganze zeit selbst erhalten
und wenn wir erhalten sagen
meinen wir natürlich unterhalten
und zwar worüber auch immer!