SMS / Poetry / Dreams

One thought on “SMS / Poetry / Dreams

  1. […]
    Kinder krallen sich wie die Affen, die sie laut Berger auch seien, an den Darmzotteln fest: Stöbern – reißen auf – unterbrechen die Kühlkette. Ich habe in Gang 4 links einen Mann dabei beobachtet, wie er mit seinen Daumen Löcher in das Weißbrot gedrückt hat. Die Löcher füllte er gleich darauf wieder auf – ich habe nachgesehen: Es waren Nierensteine. In dieser Vorhölle kommen die Menschen mit dem Auffüllen beinahe nicht mehr hinten nach. Sie leeren sich alles was sich heben lässt in ihre leeren Bruthüllen, füllen ein, füllen nach: first in/first out.
    Gerade versucht der Mann von Gang 4 seinen Einkauf (Speck, Inländer, Kronenzeitung) mit einem Daffinger zu bezahlen.
    Schilling nehme das Geschäft leider keine mehr, sagt die Frau an der Kassa. Ich kenne ihren Namen, sie heißt Andrea oder Erika. Sie bedaure, das Geschäft hätte sicherlich schon vor – meine Güte, nein, wie die Zeit verfliegt, gönz? – sicherlich schon vor elf Jahren umgestellt. Aber er solle die Schilling zur Sicherheit aufheben, es schade ja nicht, und man wisse in diesen Zeiten ja nie.
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    An der Wursttheke schmieren sich die Arbeiter an einem vorbei, machen einen schmierig, vermischen Zweitaktöl und Mayonnaise auf fremden Kleidern. An der Wursttheke herrscht Gier und Heimlichkeit. „Du, mach mir schnell zwei Extrawurst-Semmeln mit Extrawurst und Mayonnaise!“, hat ein Mann im grauen Blaumann die Wurstfachverkäuferfrau geduzt, während der Wurstbub die Hühner im Takt zerknackte. Ich sah kleine Kinder mit Zigarren aus Wurst in den Fäusten.
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    Der Wurstbub hackt und quetscht sich durch den Vormittag, denke ich mir, zerschneidet die Stunden zu Filets und klopft sie flach bis ein weiterer Tag um ist. An der Wurstfüllmaschine wird in Form gebracht, was die Natur in Mesalliance unförmig ins Leben geworfen hat. Die Wurstfüllmaschine bringt Ordnung in die Welt, schließt einen auseinander gerissenen Kreis. An keinem Ort ist die Nähe zur fleischgewordenen Göttlichkeit spürbarer: Hier wird faschiert und in den eigenen Darm zurück gestopft, hier feiert die Zuwidergeburt ihre Wiedergeburt.

    […]

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